Projekstand 19.09.2012, 3-S Pardatschgrat A2
Der Zustrom zum Ischgler Skigebiet ist ungebrochen, und da in den letzten Jahren nicht nur in Ischgl, sondern im gesamten Paznaun die Betten- und Gästezahl gestiegen ist, ist auch eine Erhöhung der Zubringerkapazität unumgänglich. Nachdem die 24-Funitel Silvrettabahn und die 8-MGD Fimbabahn (MGD = monocable gondola detachable) erst in den letzten Jahren auf den jeweils neuesten Stand der Technik ausgebaut wurden, wird nun der Um- und Neubau der Pardatschgratbahn vorgenommen.
Die erforderlichen Projekteingaben bei den zuständigen Landes- und Bundesbehörden wurden in der ersten Jahreshälfte 2011 abgeschlossen. Das naturschutzrechtliche Genehmigungsverfahren konnte im Juni diesen Jahres positiv abgeschlossen werden. Auch die Konzessionsurkunde für den Bau und Betrieb der Dreiseilumlaufbahn wurde im August 2011 durch das zuständige Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie verliehen. Vom 28. – 30. Juni 2011 wurde das seilbahnrechtliche Baugenehmigungsverfahren abgehandelt, dessen Bescheid noch nicht erlassen wurde.
Vorgesehener Baubeginn: Mai 2012
Fertigstellungstermin: November 2013
Für die neue Pardatschgratbahn wurde von der Silvrettaseilbahn AG ein baukünstlerischer Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Von insgesamt acht geladenen Architekten entsprachen sechs Arbeiten den Kriterien. Als Sieger des Bewerbes wurde am 22. Dezember das Projekt von Arch. Dipl.- Ing. Manfred Jäger präsentiert. Es überzeugte die Jury mit der optimalen Umsetzung der technischen und architektonischen Vorgaben.
4-MGD Pardoramabahn
Die neue 3-S-Pardatschgratbahn wird die bestehende Einseilumlaufbahn aus dem Jahr 1990 ersetzen und die Fahrgäste direkt und ohne Zwischenstation auf den Pardatschgrat befördern. Erhalten bleibt die zweite Sektion der bisherigen Pardatschgratbahn, die als neu benannte Pardoramabahn die beliebten Pisten unterhalb des Pardatschgrats erschließt. Dies bringt vor allem auch den Vorteil, dass, die Gondeln nicht mehr durch die vom Tal kommenden Passagiere blockiert sind, wie es bisher (hauptsächlich vormittags zu den Stoßzeiten) der Fall ist. Die geringe Anzahl an Passagieren, die (hauptsächlich nachmittags) von der bisher bestehenden Mittelstation Richtung Tal befördert werden, können problemlos bei den Mittelstationen der Silvretta- und Fimbabahn zusteigen.
3-S Pardatschgrat
3-S-Bahnen (3-S steht für 3 Seile) sind kuppelbare Umlaufbahnen mit zwei Tragseilen und einem Zugseil. Einige dieser Bahnen sind bereits in Betrieb und drei werden derzeit im russischen Olympia-Skigebiet von Sotchi erbaut. Die Bahnen zeichnen sich durch niedrigen Energieverbrauch und sehr lange Seilfelder aus. So ist es möglich, ohne Mittelstation – die aus Platzgründen hier nicht gebaut werden könnte – direkt von Ischgl auf den Pardatschgrat zu fahren. Zudem verleihen die beiden Tragseile eine hohe Windstabilität.
Die Vorarbeiten
Aufgrund der besonderen geologischen Situation des Bergstationsbereiches und der Wildbachgefährdung der Talstation wurden von der Silvrettaseilbahn AG bereits im Vorfeld viele Abklärungen getroffen. Erwähnenswert ist dabei vor allem die geologische Situation bei der Bergstation, wo eine starre Felsplatte auf einer weichen Gesteinsunterlage aufliegt, die sich seit der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren beständig talabwärts bewegt. Diese Bewegung wird durch das Auftauen des Permafrostes noch zusätzlich verstärkt. Es erfordert nun besondere architektonische und bautechnische Maßnahmen, um diese Bewegungen auszugleichen. Gemeinsam mit Geologen und Statikern wurden die dafür notwendigen, aber auch weitere erforderliche Maßnahmen bereits im Vorfeld abgeklärt und so wurde unter der Leitung von Vorstand Markus Walser die technische Projektierung 2010 großteils fertiggestellt, sodass im Dezember die Ausschreibung des baukünstlerischen Architekturwettbewerbes erfolgen konnte und im März 2011 die behördlichen Einreichungen erfolgen konnten.
Das Siegerprojekt
Die Ausschreibung ging ausschließlich an Architekten aus dem Bezirk Landeck. Sieger wurde der gebürtige Kappler Architekt Jäger, der mit seinem futuristisch anmutenden Gebäude der Talstation die Jury überzeugte und der in der Folge auch mit der Hochbauplanung beauftragt wurde. Einige Details: Ein zentraler Hauptbogen durchzieht das gesamte Gebäude und teilt es in zwei asymmetrische Hälften. In dem größeren Teil des Gebäudes ist die eigentliche Gondelstation mit den technischen Einrichtungen untergebracht. Das Untergeschoss beherbergt Büro, Kassa, Eingang und „Einfahrt“, die den direkten Zugang von der Piste über eine breite Rampe in das Gebäude ermöglicht. Die beabsichtigte Stahlkonstruktion, die mit Glas und stellenweise mit Fassadenplatten ummantelt wird, verleiht dem Gebäude trotz seiner Größe eine gewisse Leichtigkeit, die für diesen Platz auch notwendig erscheint. Architekt Jäger sieht dieses Gebäude, die Form macht das deutlich, als „Herz für Ischgl“ und will es mit besonderen Lichteffekten mit dem öffentlichen Raum in Verbindung setzen.
Spätestens bis zum Beginn der Wintersaison 2013/14, in welchem das 50.-jährige Bestehen der Silvrettaseilbahn AG gefeiert wird, wird Ischgl mit dieser Bahn einen weiteren beachtenswerten Akzent setzen.
Ausführliche Baudokumentation finden Sie ab Sommer 2012 hier.
TECHNISCHE DATEN 3-S PARDATSCHGRAT A2:
Talstation: 1.359 m
Bergstation: 2.616 m
Höhenunterschied: 1.257 m
Schräge Länge: 3.455 m
Förderleistung: 2.800 Pers./h
Pers./Kabine: 28 Personen sitzend
Anzahl Kabinen: 31
Fahrgeschwindigkeit: 7,5 m/s
Fahrzeit: 9,3 min
HÖHE DER STÜTZEN:
Stütze 1 54 m
Stütze 2 56 m
Stütze 3 59 m
Stütze 4 60 m
Stütze 5 40 m
4 TRAGSEILE UND 1 ZUGSEILSCHLEIFE
Zwei Tragseile je Fahrspur
Länge: je 3.850 m
Gewicht: je ca. 74 Tonnen
Durchmesser: 58 mm
Zugseil
Länge: 7.400 m
Gewicht: ca. 87 Tonnen
Durchmesser: 55 mm